Planspiel

Was ist ein Planspiel?

Planspiele sind Lehr- und Übungsverfahren, in denen die teilnehmenden Personen spielerisch Rollen in einer realitätsbezogenen, aber modellhaften Entscheidungsaufgabe übernehmen und die Wirkung ihrer Entscheidungen durch eine Simulation mitgeteilt bekommen. Ziel eines Planspiels ist es, den teilnehmenden Personen ein tieferes Verständnis für die Entscheidungsaufgabe zu vermitteln. Dabei können auch Rollentausch und auf dem Planspiel aufbauender Dialog die Entscheidungskompetenz für die betreffende Aufgabe verbessern („action learning“).

Rolle im Projekt

Im Projekt ZuWaKo werden Planspiele eingesetzt, um die in den Fallstudien entwickelten qualitativen Konfliktmodelle gemeinsam mit den beteiligten Akteuer*innen aufzuarbeiten. Dabei sollen die durch Nebenwirkungen verursachten Interdependenzen der Akteursentscheidungen sichtbar und die Komplexität der Konfliktlagen erfahrbar gemacht werden. So werden speziell die für ein zukünftiges Konfliktszenario charakteristischen Bedingungen in ihren verschiedenen Ausprägungen als Rahmenbedingungen gesetzt, innerhalb derer die Spielerinnen ihre Ziele experimentell setzen und durch die Reaktionen im Gesamtsystem reflektieren können.

Als Methode zur qualitativen Simulation der Konfliktinterdependenz wird die CIB-Analyse eingesetzt. Die Konfliktmodelle der drei Module (Modul A, Modul B, Modul C) werden in Form von Cross-Impact Matrizen formuliert. Die CIB-Analyse ermöglicht es dann, jedem/jeder Entscheiderin die Folgen der Entscheidungen der anderen Beteiligten für das eigene Entscheidungsfeld auszuweisen.

Die CIB-Simulation wird in einem Web-basierten Planspiel-Interface implementiert, so dass die Anwendung orts- und systemunabhängig online durchgeführt werden kann. Dies ermöglicht es, dass Akteur*innen niedrigschwellig zusammenkommen und über ihre jeweiligen Positionen in Austausch gehen können.

Ziel des Spiels

  1. Ziel (Inhalt): Die Folgen eigener Maßnamen sowie der Maßnahmen anderer Akteure unter unterschiedlichen zukünftigen Kontexten erfahrbar machen und mögliche gemeinsame und robuste Maßnahmenkombinationen (Policy-Mixe) erproben. Dies trägt dazu bei, das Systemverständnis von unsicheren, komplexen und potentiell konflikthaften Entscheidungssituationen mit langfristigen Folgen, d.h. sog. wicked problems, zu verbessern.
  2. Ziel (Prozess): Die intersektorale und transdisziplinäre Zusammenarbeit fördern; Akteure an einen Tisch und in die Kommunikation bringen, alternative Handlungsmöglichkeiten und ihre Wechselwirkungen transparent machen. Außerdem stellt die Webanwendung ein Tool zum partizipativen Modellieren selbst bereit.

Planspiel-Entwicklung und Planspiel-Einsatz

Die Planspiel-Webanwendung wird zunächst in einer Vorversion entwickelt und dann in einem partizipativen Co-Design-Prozess gemeinsam mit den mitwirkenden Akteur*innen für die Praxis ausgearbeitet. Innerhalb des Projekts wird eine arbeitsfähige und im Kontext eines „serious gaming“ nutzbare Werkstattversion angestrebt.

Zusätzlich zum Einsatz mit den beteiligten Akteurinnen in den Fallstudien soll das Planspiel auch in der universitären Lehre der Projektpartner eingesetzt werden. Auf Basis der so erworbenen Einsatzerfahrungen soll die Anwendung überarbeitet und Begleitmaterialien für den selbstständigen Einsatz des Planspiels durch Dritte entwickelt werden.

Perspektive

Das Planspiel und die entwickelten Begleitmaterialien sollen auch nach Abschluss des Projektes online frei verfügbar gehalten werden und ein Angebot für Forschung und Praxis für die partizipative Bearbeitung von interdependenten Konflikten bereitstellen. Obwohl das Planspiel im Kontext von Wasserkonflikten entwickelt wird, erwarten wir, dass es auch im Kontext anderer Konfliktfelder mit hohem Grad an (Zukunfts-)Unsicherheit und Komplexität anwendbar sein wird.

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